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«Liberation Day» droht zum Handelskrieg auszuarten

Donald Trump hat gestern unter dem International Emergency Economic Powers Act (IEEPA) die reziproken Zölle gegen die Handelspartner bekannt gegeben. Es trifft Freund und Feind gleichermassen. Auf Importe aus der EU und der Schweiz werden Zölle in der Höhe von 20% resp. 31% erhoben. Im Falle der Schweiz tragen die Währungsinterventionen der Nationalbank unbestritten mit zu dieser hohen Belastung bei. Befreit sind Importe u.a. von Pharmazeutika und auf strategische Rohstoffe, die in den USA nicht vorkommen.

03.04.2025

Die Aktienmärkte reagierten global mit herben Abschlägen und die Renditen auf amerikanischen Staatsanleihen sanken über die gesamte Laufzeitenstruktur deutlich. Trotz der kurzfristig sinkenden Zinsen erwarten wir aufgrund der inflationären Wirkung der Massnahmen mittelfristig einen deutlichen Anstieg, insbesondere am langen Ende der Kurve.

Die internationalen Reaktionen fielen sehr divers aus und reichen von Gesprächsbereitschaft bis zu Gegenmassnahmen. Zahlreiche Handelspartner stufen die Massnahmen als nicht gerechtfertigt ein und sprechen offen von einem Handelskrieg, was einem realen Bedrohungsszenario entspricht. Im günstigsten Szenario werden die Handelszölle global abgeschafft, was aktuell aber aufgrund der verhärteten Fronten kaum realistisch erscheint. Der Aufruf zu gemeinsamem, entschlossenem Auftreten gegen die USA steht stellvertretend für diese verhärteten Fronten. Vergeltungsmassnahmen würden zu einer Eskalation der Situation führen, sagte Scott Bessent, Finanzminister in der Trump-Administration.

Die Massnahmen zielen darauf ab, die amerikanischen Unternehmen zu schützen und Arbeitsplätze in den USA zu schaffen. Dies trifft aber auf einen bereits strapazierten Arbeitsmarkt und sich weiter ausdünnenden Arbeiterpool, weil die Baby Boomer in den kommenden Jahren aus dem Erwerbsleben ausscheiden werden. Angesichts der Migrationspolitik der neuen Regierung bleibt auch der Zustrom neuer Arbeitskräfte aus dem Ausland aus. Als Konsequenz kann dies zu einem substanziellen Lohndruck führen, was inflationär wirken wird.

Die Zölle erhöhen die Güterpreise und wirken auch dadurch bereits inflationär. Die Einnahmen hieraus werden von der Trump-Regierung für die Verlängerung der Steuersenkungen verwendet. Der bereits arg strapazierte Konsument wird die Preiserhöhungen zu spüren bekommen und sein Kaufverhalten anpassen, sprich weniger und günstiger einzukaufen. Dies wird das Wachstum weiter bremsen. Der frühere Vize-Präsident von Donald Trump Mike Pence kritisiert die Massnahmen und schrieb auf X, dass diese Zölle fast zehnmal höher sind als in der ersten Amtszeit, den einzelnen Haushalt mit über 3'500 USD belasten werden und der höchsten Steuererhöhung in Friedenszeiten entspricht.

Als Konsequenz ist das Szenario einer Stagflation die plausibelste Folge. Konsumentenstimmung und die BIP-Schätzung der Fed von Atlanta weisen bereits auf eine mögliche Flaute hin und zahlreiche vorlaufende Inflationsindikatoren signalisieren einen erheblichen Schub. Der sinkende Konsum könnte sich über den Operating Leverage auf die Unternehmensgewinne auswirken und die Bewertung der Aktienindizes weiter belasten.
 

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